Fleisch

"Underwater love"

(acrylic on canvas; 60/60cm)

"Der Prediger"

(acrylic on canvas; 50/100cm)

"Der Gläubige"

(acrylic on canvas; 50/100cm)

"home"

(acrylic on canvas; 15/15cm)

"Broiler"

(acrylic on canvas; 18/24cm)

FLEISCH

Der Begriff Schlachtfleisch bezeichnet die Funktion des Tieres, welches ausschließlich zum schlachten gezüchtet wird.

Diese Definition bildet die Grundlage meines Vergleiches.

Ich beschäftige mich mit dem Menschen, welcher in der, ihn umgebenen, Gesellschaft hauptsächlich über seine Funktion definiert wird .

Diesen Menschen verknüpfe ich metaphorisch mit dem Schlachtfleisch.

So wie das Tier sich selbst als Produkt liefert, wird der Bürger eines westlichen Staates dazu herangezüchtet sein Leben, über die Menge und Qualität der Produktion zu bewerten.

Das geschieht über die, dem Oxzident entsprungene, Moral und die damit verbundenen Normen und Werte, sowie durch die Erschaffung einer Abhängigkeit vom Konsum, um überleben zu können.

„Produziert“ er nicht die in ihn gelegte Erwartung, bleibt er gesellschaftlich nutzlos, uninteressant und wird dazu benutzt und genötigt, die Produktion der Funktionierenden zu stützen, mit einer, ihm aufgezwungenen, niederen Beschäftigung (1€-Job) Verweigert er auch diese Leistung, wird er erkennen, dass selbst bei einem absolutem Bruch mit allen Erwartungen, selbst bei einem totalen Verzicht auf soziale Bindungen, dem sogenannten „Aussteiger“ keine Möglichkeit bleibt, sich ohne jegliche finanzielle Mittel am Leben zu halten und sei es nur, um an einen nicht verkauften Ort zu gelangen. Er wird gezwungen, sich innerhalb der vorgeschriebenen Grenzen zu bewegen, umso mehr, wenn ihm keine finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. Daraus ergibt sich, dass seine Freiheit, die Abweichung also von seiner Funktion, nur käuflich zu erlangen ist.

Darum weise ich dem Staatsbürger in meinen Bildern die Metapher des Schlachtfleisches in der Abhängigkeit zu seinem Züchter zu. Die notwendige Selbstaufgabe, die Akzeptanz der ständigen Bedrohung vertuscht durch die Fähigkeit zur Ablenkung durch materielle Werte, bestimmen den Grad der Abweichung vom Produktionsweg.

Die Vorlagen bieten Werbeblätter mit Fleischanzeigen aus den Supermärkten.

Die unterschiedliche Farbigkeit und Konsistenz der Produkte steht dabei für unterschiedliche Emotionen. Diese treten in den Dialog mit dem Hintergrund.

Der Hintergrund der gemalten Bilder ist abstrakt gehalten und spiegelt das Gefühl wieder, welches mir durch gesellschaftliche Institutionen vermittelt wird.

Wie kein anderes Produkt, ist das Fleisch dazu geeignet die Perversität der Zucht zu verdeutlichen, weil in diesem Fall das „Material“ des Produktes, dem des Konsumenten entspricht und darin besteht für mich die Möglichkeit zur Provokation.

Da die Konsumenten durch immer mehr Ablenkung blinder und blockierter werden, blieb für mich nur der Weg der direkten Konfrontation.

Wir, als Fleisch, gerahmt durch das an uns, von der Gesellschaft, bewusst gegebene, erzieherische Gefühl.

Wir, als das blasse Schweinenacken Steak in der Werbebeilage.

Fazit: Man ist, was man isst.

Stephanie Mai

"Sinnliche Farbigkeit, dramatische Lichtquellen und abgründige Tiefen bestimmen mein Schaffen . Sie sind der Nährboden meiner Songs, Bilder und Konzepte. Ich vertrete die Meinung, daß klassische Arrangements, solange sie nicht bewußt als Element genutzt werden, für die Trägheit von Auge und Ohr bürgen. Ich möchte mit diffusen Stimmungen und thematischen Kontrasten den Betrachter und Zuhörer vor unvollendete Tatsachen stellen und glaube dabei mehr an Reaktion, als an das "Schöngefundene"."

Stephanie Mai